• Verbot erneut verschoben

    15.12.1998 (info-radio/ap). Die EU- Landwirtschaftsminister haben am Dienstag ein Verbot von tierischen Risikomaterialien aufgeschoben, die als Überträger von BSE gelten. Das Verbot, das am 1. Januar in Kraft treten sollte, wurde nach Auskunft eines Kommissionssprechers um ein Jahr ausgesetzt. Einer der Gründe dafür war ein drohender Handelsstreit mit den USA. Die amerikanische Pharma- und Kosmetikindustrie hätte Exportverluste in Milliardenhöhe hinnehmen müssen. Die EU-Kommission hatte das Verwertungsverbot für Hirn, Rückenmark und Milz von Rindern, Schafen und Ziegen, die älter als zwölf Monate sind, schon im vergangenen Jahr vorgeschlagen. Die Minister verschoben die Inkraftsetzung immer wieder. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke hatte sich am Montag für eine Überarbeitung des Vorschlags ausgesprochen.


  • BSE-Fall in Frankreich

    30.11.1998 (ap). In Frankreich sind im November drei BSE-Fälle bekanntgeworden, wie das Landwirtschaftsministerium in Paris am Montag mitteilte. Der jüngste Fall von Rinderwahnsinn sei in der Region Pas de Calais entdeckt worden und entsprechend der Richtlinien seien alle 180 Tiere der Herde am Wochenende verbrannt worden. Insgesamt sind nach Angabe des Ministeriums in Frankreich in diesem Jahr 15 Fälle von Rinderwahn festgestellt worden, seit 1990 sind es 46.


  • Exportverbot aufgehoben

    25.11.1998 (ard-136). Die EU- Kommission hat heute das wegen der Rinderseuche BSE gegen Großbritannien 1996 verhängte Exportverbot für Rindfleisch erwartungsgemäß aufgehoben. Im Frühjahr soll es Inspektionen der EU in Großbritannien geben, danach wird ein Termin für den Beginn der Exporte festgelegt.


  • EU-Agrarier ignorieren Risiken

    23.11.1998 (info-radio/dpa). Gegen deutschen Widerstand wird das wegen der BSE- Seuche vom Weltmarkt verbannte britische Rindfleisch voraussichtlich vom nächsten Frühjahr an wieder exportiert. Das hat der EU- Agrarministerrat entschieden. Bundeslandwirtschaftsminister Funke verteidigte seine Ablehnung mit noch immer bestehenden Risiken für den Verbraucher. Das Exportverbot für britisches Rindfleisch wegen der Rinderseuche BSE gilt seit März 1996. Großbritannien ist noch nicht BSE- frei. Allein in diesem Jahr sind bislang 1619 neue BSE- Fälle aufgetreten.

    [Großbritannien ist noch lange nicht BSE-frei]   [2. BSE-Bericht der EU-Kommission]


  • NRW erprobt BSE-Schnelltest

    22.11.1998 (sp-48/98-18). Nordrhein- Westfalens grüne Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn will 5.000 geschlachtete Rinder mit einem neuen Schnelltest auf Erreger der Rinderseuche BSE untersuchen lassen. Dazu sollen auf den Schlachthöfen in den nächsten Wochen Gehirnproben der Tiere entnommen werden. Schon nach zehn bis zwölf Stunden liegt das Ergebnis vor. Die Grüne will so die Agrarminister der Europäischen Union unter Druck setzen, das Exportverbot für britisches Rindfleisch noch nicht zu lockern. Eine Entscheidung darüber wird diese Woche erwartet.

    Höhns Argument: Da es einen neuen Schnelltest gebe, müsse der auch in Großbritannien angewendet werden, bevor von der Insel Fleisch exportiert werden dürfe. Sollten die Tests in Nordrhein- Westfalen zeigen, daß BSE auch bei deutschen Rindern vorkommt, will Höhn sich für eine bundesweite Regelung einsetzen: Dann müsse die Untersuchung im Interesse der Verbraucher in allen Schlachthöfen für jedes Tier vorgeschrieben werden. [mehr]


  • EU-Mehrheit für Ende des britischen BSE-Ausfuhrverbots

    4.11.1998 (vwd). Eine Aufhebung des wegen BSE-Risiken im Frühjahr 1996 gegen Großbritannien verhängten Exportstopps von Rindfleisch rückt immer näher: Im Ständigen Veterinärausschuß bei der Europäischen Kommission haben heute die Vertreter von acht der 15 Mitgliedstaaten dem Vorschlag der Kommission befürwortet, das Ausfuhrverbot für entbeintes Rindfleisch von Tieren unter 30 Monaten nach dem Stichtagsmodells (data based scheme) wieder zuzulassen. Dagegen stimmten die Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich, hieß es aus Kreisen der Behörde. Die Niederlande und Luxemburg enthielten sich der Stimme.

    Da die Kommission mit diesem Abstimmungsergebnis für ihren Vorschlag keine qualifizierte Mehrheit im Ausschuß bekommen hat, wird die Behörde nun damit den EU- Agrarministerrat befassen. Komme es dort zum gleichen Abstimmungsergebnis, so erläuterte der Sprecher von EU- Agrarkommissar Franz Fischler, würden die Gegner nicht die für eine Ablehnung notwendige einfache Mehrheit erreichen. Die Kommission könne damit den eigenen Vorschlag umsetzen.

    Bei der Diskussion der nationalen Veterinärexperten sei am Mittwoch der Vorschlag aufgekommen, dem Stichtagsmodell als solches zuzustimmen, aber über ein Datum für die Wiederaufnahme der Exporte gesondert zu entscheiden. Diesem habe die Kommission nicht zustimmen können, so Fischlers Sprecher. Die BSE- Einigung des EU-Gipfels von Florenz habe schließlich festgehalten, daß über die Aufhebung des Exportverbots allein auf Basis wissen- schaftlicher Expertise entschieden werden solle und dies nicht zu politischen Frage gemacht werden dürfe.

    Die erwartete Entscheidung über ein BSE- Exportverbot für Portugal ist unterdessen in der Sitzung des Kommissionskollegiums vom Mittwoch noch nicht formalisiert worden. Wie es hieß, müsse noch die Vorlage in sämtlichen Amtssprachen abgefaßt werden. Die Entscheidung selber werde dann im schriftlichen Verfahren formalisiert, womit innerhalb einiger Tage zu rechnen sei. Im Falle Portugals wird damit ein Ausfuhrverbot von Rindfleisch für die kommenden neun Monate, für Lebendvieh für die kommenden 18 Monate verhängt. Im Ständigen Veterinärausschuß hatte es dafür in der vergangenen Woche eine qualifizierte Mehrheit gegeben.


  • Frankreich: 43. BSE-Fall

    12.10.1998 (dpa). In Frankreich ist der 43. Fall von Rinderwahnsinn entdeckt worden. Das vier Jahre alte Tier gehörte zu einem Viehbestand im Departement Orne in der Normandie, teilte heute das Landwirtschaftsministerium in Paris mit. Alle 138 Rinder der Herde mußten getötet werden. Es ist der 12. BSE- Fall in diesem Jahr in Frankreich, wo es 21 Millionen Rinder gibt.


  • BSE-Schnelltest soll Verbraucher beruhigen

    1.10.1998 (ap). Ein in der Schweiz entwickelter BSE-Schnelltest soll in Kürze auch auf den deutschen Markt kommen. Bislang sind zur BSE-Kontrolle aufwendige histologische Prüfverfahren notwendig, wobei das Ergebnis erst nach Wochen vorliegt. In der Schweiz ist das als "Westernblot-Test" bezeichnete Verfahren seit längerer Zeit auf dem Markt. In 20 Schlachthöfen mit rund 3.000 Kühen läuft derzeit ein Großversuch. Dabei ist bereits eine infizierte Kuh entdeckt und aus dem Verkehr gezogen worden. Der Test kostet pro Tier rund 60 Mark, so daß sich der Verbraucherpreis für ein Kilo Rindfleisch nur um wenige Pfennige erhöhen würde.

    Deutsche Züchter erhoffen sich von dem Schnelltest, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, nachdem die BSE-Krise zu erheblichen Umsatzeinbrüchen geführt hatte. "Mit diesem Test, wenn er flächendeckend eingeführt wird, können wir den Leuten guten Gewissens sagen: Ihr habt garantiert BSE-freies Fleisch", sagte der Allgäuer Züchter Andreas Blank.

    Der 6H4-Antikörpertest wird von der Zürcher Firma Prionics vertrieben. Kontakt: Dr. Bruno Oesch, Universität Zürich, Winterthurer Straße 190, CH-8057 Zürich, Telefon 0041-1-3645060, Fax 0041-1-3645061.


  • BSE-Test identifizierte krankes Rind im Schlachthof

    28.9.1998 (ap). Dank dem neuen BSE- Schnelltest ist ein bereits geschlachtetes und für den Konsum bestimmtes Rind als krank identifiziert worden. Insgesamt wurden 2.200 Tiere auf BSE untersucht, wie das BVET mitteilte. Das Rind stammt aus dem Kanton Zürich. Es ist der achte Fall von Rinderwahnsinn in diesem Jahr. Die Pilotstudie hat zum Ziel, unter den symptomlosen und normal zur Schlachtung gebrachten Tiere Fälle von BSE zu erkennen, wie das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) in einem Zwischenbericht schreibt. Ein einziges der 2.200 untersuchten Kühe habe einen positiven Befund ergeben. Es handle sich dabei um ein Tier, das nach dem Fleischmehl- Fütterungsverbot von 1990 geboren worden sei, also um einen sogenannten BAB-Fall (born after ban). Die Kuh habe sich zwar in einem späten Stadium der Infektion befunden, sei aber zunächst nicht als BSE- Fall erkannt worden. Seit der erstmaligen Diagnostik von Rinderwahnsinn im Jahre 1990 sind in der Schweiz insgesamt 276 Fälle der Krankheit aufgetreten.

    Die Frage, wieviele symptomlose, aber infizierte Tiere in der Schweiz in die Schlachthöfe gelangen, sei noch nicht geklärt, sagte Heinz K. Müller vom BVET auf Anfrage. Da die abschliessende Auswertung der Pilotstudie noch ausstehe, dürfe die Anzahl der bei der Untersuchung gefundenen BSE-Fälle nicht einfach auf die schweizerische Rindviehpopulation hochgerechnet werden. Bis zum Abschluß der Studie unbeantwortet bleibt laut Müller deshalb auch die Frage, mit wie vielen Fällen von Rinderwahnsinn in der Schweiz künftig noch gerechnet werden muß. Die Erfahrungen zeigten, daß der Schnelltest in den meisten Schlachtanlagen mit Anpassungen in den Schlachtbetrieb integriert werden könne.


  • Früherkennung von CJD?

    27.8.1998 (ap). Zu den tückischsten Eigenschaften der tödlichen Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (CJD) gehört, daß eine Früherkennung bislang unmöglich ist. Erst bei der Autopsie verstorbener Patienten kann die Gehirnkrankheit, die vermutlich von BSE- verseuchtem Rindfleisch hervorgerufen wird, nachgewiesen werden. Doch möglicherweise gibt es jetzt einen ersten Teilerfolg im Kampf gegen die CJD: Wie die britische Zeitung "The Guardian" am Donnerstag berichtete, wurden durch Zufall im Blinddarmgewebe eines noch lebenden Patienten CJD- Spuren entdeckt. Damit könnten sich Chancen für eine Früherkennung eröffnen.

    Was die Wissenschaftler besonders aufmerken läßt, ist der Umstand, daß der inzwischen verstorbene Mann bei seiner Blinddarmoperation vor drei Jahren noch keinerlei CJD- Symptome gezeigt hatte. Die Regierung in London stimmte jetzt dem Massentest von Tausenden Gewebeproben aus herausoperierten Blinddärmen und Mandeln in britischen Krankenhäusern zu, wie das Blatt weiter berichtete. Würden dabei weitere Anzeichen von CJD entdeckt, solle es Serientests geben, um damit möglicherweise Ansätze für eine Früherkennung der Krankheit zu erhalten, hieß es. Seit 1995 sind in Großbritannien 27 Menschen an CJD gestorben.


  • Krebshormone in Rindfleisch

    31.7.1998 (dpa). In Rindfleisch aus Österreich sind die als krebserregend geltenden Wachstumshormone Stilbene gefunden worden. Dies teilte die österreichische Ministerin für Konsumentenschutz, Barbara Prammer, in Wien mit. Etwa 80 Tonnen Rindfleisch seien von den italienischen Behörden in der Nähe von Rom beschlagnahmt worden. Wir sind einem großen Kriminalfall in der österreichischen Landwirtschaft auf der Spur, sagte Prammer.


  • Frankreich: Neuer BSE-Fall

    7.7.1998 (info-radio/afp). Im französischen Departement Loir-et-Cher mußte eine Herde von 52 Rindern getötet werden. Wie das Landwirtschaftsministerium gestern in Paris mitteilte, war eine Milchkuh aus der Herde an BSE erkrankt. Da dieses ein Bab-Fall ist, wird nun gerätselt, wie sich das Tier anstecken konnte. Seit dem ersten Auftreten der Rinderseuche in Frankreich im Jahr 1990 sind damit 37 BSE- Fälle gemeldet worden, davon 6 in diesem Jahr.


  • Zwei neue BSE-Fälle in Frankreich

    29.6.1998 (dpa). Im Nordwesten Frankreichs sind zwei neue Fälle von BSE registriert worden. Wie das Landwirtschaftsministerium heute in Paris mitteilte, waren zwei Milchkühe betroffen, von denen eine im August 1992 und die andere im August 1993 geboren wurde. Dies sind der vierte und fünfte Fall von BSE in Frankreich in diesem Jahr und der 35. und 36. seit 1990. Die beiden betroffenen Viehbestände mit insgesamt 148 Tieren wurden wie vorgeschrieben bereits getötet.


  • Schweiz 2005 BSE-frei?

    23.6.1998 (ap). Im Jahr 2005 gibt es in der Schweiz gemäss Hochrechnungen der Universität Bern keinen Rinderwahnsinn mehr. Berechnungen ergaben zudem, dass 1990, im Jahr der höchsten Ansteckungsgefahr, eines von 500 Rindern mit BSE infiziert war, wie die Universität am Dienstag mitteilte. 1997 war demnach noch eines auf 2.400 Rinder angesteckt. Die Zahl "versteckter" BSE- Fälle sei in letzter Zeit zum Teil zu hoch eingeschätzt worden, heißt es in der Mitteilung. Um den Sachverhalt genauer abzuklären, führte das "Referenzlabor für Spongiforme Enzephalopathien" an der Universität Bern Berechnungen durch, um die Zahl der infizierten Tiere in der Rinderpopulation zu ermitteln. Diese wurde aufgrund der diagnostizierten BSE- Fälle aus jedem Geburtsjahrgang, der Inkubationszeit und aufgrund des Verlaufs der Epidemie in der Schweiz berechnet.


  • Schweiz: Neuer BSE-Fall

    12.6.1998 (info-radio/ap). Im Kanton Graubünden ist ein neuer BSE-Fall aufgetreten. Bei einer bereits im Mai 1998 getöteten Kuh aus dem Bezirk Unterlandquart wurde nach pathologischen Untersuchungen der BSE- Verdacht bestätigt, teilte heute die Staatskanzlei Graubünden in Chur mit. Das Tier sei viereinhalbjährig gewesen und somit ein Bab- Fall. Der gesamte Rinderbestand des betroffenen Betriebes wird nun getötet und verbrannt.


  • EU will BSE-Embargo aufheben

    10.6.1998 (info-radio/ard-135). Ganz plötzlich ist britisches Rindfleisch wieder gutes Rindfleisch. Die EU-Kommission will das seit März 1996 geltende Exportverbot für britisches Rindfleisch nahezu vollständig aufheben. Einen entsprechenden Vorschlag von Agrarkommissar Fritz Fischler verabschiedete heute die Kommission einstimmig. Nach den EU- Veterinärexperten müssen noch die EU- Landwirtschaftsminister die überraschende Initiative billigen. Kritik an dem Vorhaben gab es von den Verbraucherverbänden sowie von SPD- und Grünen- Abgeordneten im Europa- Parlament. Im ARD- Nachtmagazin nannte Dagmar Roth- Behrendt den EU- Vorstoß "einen Skandal". Ob aber britisches Rindfleisch nach Aufheben des Embargos von den USA wieder importiert werden wird, gilt als eher unwahrscheinlich. Denn Großbritannien rechnet in diesem Jahr mit 3.000 neuen BSE- Fällen. In den USA besteht seit 1988 ein totales Importverbot für britisches Rindfleisch.

    [Großbritannien ist noch lange nicht BSE-frei]


  • BSE in Schweiz häufiger als gemeldet

    1.6.1998 (ard-176/ap). Neue Forschungsergebnisse deuten daraufhin, daß in der Schweiz die Zahl der BSE-Fälle deutlich höher liegt als bisher angenommen. Nach Schätzungen der Forscher gelangte alleine in den vergangenen zwei Jahren das Fleisch von rund 200 BSE-kranken Tieren unbemerkt in den Handel. Wie die "Sonntags-Zeitung" berichtete, wandte das Berner BSE-Referenzlabor bei seiner Untersuchung eine neue Testmethode an, die erstmals eine Erkennung von BSE im Frühstadium erlaubt. Offiziell gab es in der Schweiz in diesem Jahr vier BSE-Fälle, 1997 waren es 38.

    Der letzte Fall wurde am Freitag bekannt. Dabei handelt es sich erneut um einen "Bab"-Fall (Born after ban), weil das Tier aus dem Bezirk Burgdorf im Kanton Bern am 5. Juli 1994 und damit klar nach dem Ende 1990 erlassenen Fütterungsverbot von Tiermehl geboren wurde. Seit dem erstmaligen Auftreten der Rinderseuche im November 1990 wurden in der Schweiz insgesamt 272 BSE-Fälle registriert.


  • Erste Lockerung des Exportverbots

    27.5.1998 (info-radio/ap). Rindfleisch aus Nordirland, das aus garantiert BSE- freien Herden stammt, darf ab 1. Juni wieder ausgeführt werden. Dies beschloß die EU- Kommission heute und lockerte damit erstmals das vor zwei Jahren verhängte Exportverbot für britisches Rindfleisch. Die Lockerung wurde möglich, da die britische Provinz Nordirland über ein computergestütztes Identifizierungssystem für Rinder verfügt. Exportiert werden darf nur das Fleisch von Tieren, in deren Herde niemals auch nur ein einziger Fall von Rinderwahnsinn aufgetreten ist. Das Fleisch muß für den Verbraucher gekennzeichnet sein.


  • Erreger des Schwachsinns

    17.5.1998 (sp-21/98-209). Prionen, als Erreger des Rinderwahnsinns BSE und der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (CJD) unter Verdacht, sind vermutlich auch für eine ganze Reihe weiterer Nervenkrankheiten verantwortlich. An Mäusen hat jetzt der Zürcher Molekularbiologe Charles Weissmann nachgewisen, wie defekte Prionen zu Demenz, Lähmung, Hirnschwund oder Muskelleiden führen. Nagetiere, die aufgrund einer Erbgutveränderung diese körpereigenen Eiweiße fehlerhaft herstellen, erkranken an Nerven und Hirn. Weissmanns Experimente bieten eine mögliche Erklärung für viele erbliche Geisteskrankheiten wie angeborenen Schwachsinn und entkräften zugleich die Argumente von Skeptikern, die bezweifeln, daß Prionen überhaupt Krankheiten auslösen können.


  • 350 Patienten mit CJD-Blut behandelt?

    16.5.1998 (ap). In den Niederlanden sind Medienberichten zufolge bis zu 350 Lungenkranke mit dem Blut eines später an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) gestorbenen Spenders behandelt worden. Das Plasmapräparat "Amerscan Pulmonate Zwei" wurde den Patienten zwischen Juli und Oktober vergangenen Jahres verabreicht, um ihre Röntgenaufnahmen zu verbessern, wie das dänische Fernsehmagazin "Ongoing Business" heute berichtete. Der britische Exporteur habe das Präparat inzwischen zurückgerufen. In Großbritannien sei bereits im vergangenen Jahr bekanntgeworden, daß das Produkt mit dem Blutplasma eines Spenders hergestellt wurde, der später an der tödlichen Hirnkrankheit starb.

    Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit steht mit der Rinderseuche BSE in Verbindung. Bislang gibt es keine Hinweise auf mögliche Übertragungen durch Blutprodukte. Die niederländischen Ärzte wurden dem Fernsehbericht zufolge dennoch über die Krankheit des Spenders informiert, wollten ihre Patienten aber nicht unnötig beunruhigen. "Wir wissen nicht genug über die Krankheit, um sagen zu können, inwiefern die Gesundheit dieser Patienten jetzt beeinflußt wird", sagte der Sprecher des Magazins, Jos van Dongen, laut einer vorab verbreiteten Erklärung. Die TV-Sendung soll am Sonntag ausgestrahlt werden.


  • Lockerung des BSE-Exportverbots?

    11.5.1998 (info-radio/dpa). Großbritannien hat eine neue Offensive zur Lockerung des weltweiten Exportverbotes für Rindfleisch gestartet. Nach Angaben des britischen Agrarministers Cunningham sollen Rinder in einer Computer- Datenbank erfaßt werden, um den Nachweis der BSE- Freiheit zu liefern. EU- Agrarkommissar Fischler sagte der britischen Regierung Unterstützung zu. Fischler will noch vor der Sommerpause einen Vorschlag zur Lockerung des Exportverbotes unterbreiten. Bei der deutschen Delegation stößt die britische Initiative auf Skepsis.

    12.5.1998 (dpa). Landwirtschaftsminister Borchert hält eine weitere Lockerung des weltweiten Exportverbots für britisches Rindfleisch für verfrüht. Am Rande eines informellen Treffens mit seinen EU-Kollegen im englischen Newcastle sagte Borchert, eine solche Entscheidung müsse wissenschaftlich untermauert sein.


  • 5. CJD-Fall in der Schweiz

    11.5.1998 (ap). Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) hat in der Schweiz erneut ein Todesopfer gefordert. Eine 72jährige Frau im Kanton Graubünden starb Anfang April, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag mitteilte. Es ist der fünfte Fall in diesem Jahr. Seit 1987 traten in der Schweiz 84 CJD- Fälle auf. Auch der neueste CJD- Fall geht auf die sogenannte normale Form der Krankheit zurück, die spontan und vor allem bei älteren Leuten auftritt. Bei den andern vier Opfern in diesem Jahr handelte es sich um einen 55jährigen Waadtländer, einen 63jährigen Aargauer, eine 70jährige Zürcherin und einen 69jährigen St. Galler. In der Schweiz starb der jüngste CJD- Patient mit 43 Jahren.

    Die Meldepflicht wurde erst im Dezember 1987 eingeführt. Seitdem starben jedes Jahr zwischen sechs und zehn Personen an der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit. In den vergangenen Jahren war in Großbritannien und Frankreich auch eine sogenannte variante Form aufgetreten, die wesentlich jüngere Opfer forderte und bei der die Wissenschaftler den möglichen Zusammenhang mit der Rinderseuche BSE untersuchen. In der Schweiz starb bisher noch niemand an dieser seltenen CJD-Form. Der Erreger der Creutzfeldt- Jakob-Krankheit ist vom gleichen Typ wie derjenige des Rinderwahnsinns BSE. Auch das Krankheitsbild ist mit der Bovinen spongiformen Enzephalopathie (BSE) verwandt.


  • WHO rechnet bald mit CJD-Epidemie

    11.5.1998 (tsp/ap). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf befürchtet eine weltweite Epidemie der neuen, vom Rinderwahnsinn BSE ausgelösten Variante der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (nvCJD). "Nachdem möglicherweise mit BSE verseuchte Produkte in großem Umfang exportiert wurden, ist eine potentielle große Epidemie mit Tausenden Fällen oder mehr möglich." Die Inkubationszeit der neuen Variante der tödlichen Hirnkrankheit sei unbekannt, werde inzwischen aber auf 10 bis 20 Jahre geschätzt.   [Wissenschaftler sehen Schuld für die BSE-Krise bei der britischen Regierung]


  • Kaum Qualitätsfleisch in Supermärkten

    5.5.1998 (info-radio/rtr). Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat dem deutschen Fleischhandel vorgeworfen, mit haltlosen Versprechen um Käufer zu werben. Entgegen "nebulöser Werbeslogans" lasse sich über 90 Prozent des verkauften Rind- und Schweinefleisches nicht bis zum Ursprungstier zurückverfolgen, sagte der stellvertretende BUND- Bundesvorsitzende Ralf-Uwe Beck am Dienstag in Bonn. Dem illegalen Fleischschmuggel sei dadurch Tür und Tor geöffnet. Wer echtes Qualitäts- Fleisch aus artgerechter Tierhaltung haben wolle, müsse Öko- Fleisch kaufen.

    Der BUND hat nach eigenen Angaben 2500 Supermärkte und Metzger befragt und 350 Antworten erhalten. Als "schwarze Schafe" hätten sich dabei die Handelsketten Rewe, Spar, Metro und Lidl & Schwarz herausgestellt, sagte der BUND- Landwirtschafts- experte Andreas Krug. So gehe Rewe mit dem Slogan "kontrollierte Fleischqualität" auf Kundenfang. Das Fleisch stamme jedoch aus Massentierhaltung und ein Nachweis der Herkunft zurück zum Einzeltier sei nicht möglich. Positivbeispiele seien Edeka und tegut. Ihre Filialen könnten die Herkunft des Fleisches meist lückenlos belegen. Zudem werde verstärkt auch Öko- Fleisch aus artgerechter Tierhaltung angeboten.

    Die Bundesregierung forderte der BUND auf, mit strengeren Verordnungen einen lückenlosen Herkunftsnachweis für deutsches Fleisch durchzusetzen, den sie im Wirbel um die BSE- Seuche zugesagt habe. Außerdem müsse der Begriff, "artgerechte Tierhaltung" klar definiert werden. Prämien der Europäischen Union (EU) und der Bundesregierung dürften dann nur noch an Bauern gezahlt werden, die ihre Tiere artgerecht hielten. Den deutschen Verbrauchern riet Krug, ihr Fleisch besser bei einem Metzger zu kaufen, der noch selber schlachtet, statt aus den Massenregalen der Supermärkte. Viele Metzger hätten persönlichen Kontakt zu den Bauern, die sie belieferten. Sie hätten so einen genauen Überblick über die Herkunft ihres Fleisches.


  • EU-Gericht bestätigt BSE-Exportverbot

    5.5.1998 (info-radio/dpa/ap). Großbritannien und der britische Bauernverband sind vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg mit ihrer Klage gegen das EU-Exportverbot von britischem Rindfleisch gescheitert. Großbritannien darf weiterhin kein Rindfleisch exportieren. Die Richter stellten sich hinter die EU-Kommission, die den Stopp 1996 wegen der Rinderseuche BSE verfügt hatte. Die Kommission sei berechtigt, Ausfuhrverbote zum Schutz der Verbraucher vor Tierseuchen zu erlassen, hieß es. Die Briten wollten das Verbot aufheben lassen, weil die Kommission ihre Befugnisse überschritten habe.

    Damit entschied der EuGH heute, daß das am 27. März 1996 als Dringlichkeits- maßnahme verhängte Exportverbot eine angemessene Reaktion auf die Risiken des Rinderwahnsinns war. Die Ausfuhrsperre war verhängt worden, nachdem ein britischer Wissenschaftsausschuß den Kontakt mit BSE als wahrscheinliche Ursache für eine neue Form der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) bezeichnet hatte. Großbritannien und die anderen Kläger hatten verlangt, das Exportverbot für nichtig zu erklären. Sie machten geltend, die EU-Kommission habe mit der Entscheidung ihre Kompetenzen überschritten. Sie habe sich außerdem mehr am Verbrauchervertrauen orientiert als an den tatsächlichen Gesundheitsgefahren.

    Dem hielt der EuGH entgegen, daß die Kommission auf die damals neuen Erkenntnisse über die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch die Tierseuche schnell reagieren mußte. Es sei "eine geeignete Maßnahme, die Rinder und die Rindfleisch- Erzeugnisse auf ein bestimmtes Gebiet zu begrenzen" ­ auch über die Grenzen des betroffenen Mitgliedstaates hinaus. Anlaß für die Dringlichkeitsmaßnahme sei die Übertragbarkeit von BSE auf den Menschen gewesen und nicht die Wiederherstellung des Verbrauchervertrauens oder gar wirtschaftliche Gründe. Die Kommission müsse im Falle eines ungewissen Ausmaßes der Gefahr nicht warten, bis diese Gefahren in vollem Umfang nachgewiesen seien, sondern könne vorher einschreiten.


  • Das ist das eigentliche Problem ­ Die Allianz des Verschweigens

    4.5.1998 (tsp). Der Berliner "Tagesspiegel" veröffentlicht heute ein Interview mit Dagmar Roth- Behrendt (45). Sie ist Mitglied des Europa- Parlaments und Sprecherin der Europäischen Sozialdemokraten für Umweltpolitik, Verbraucherschutz und Gesundheitspolitik. Auszug aus dem Interview:

    Tagesspiegel: Ein mahnendes Beispiel gegen Effizienz ist doch die Rinderseuche BSE. Wenn die Rinder nicht mit Schafmehl gefüttert worden wären, um das Wachstum zu beschleunigen, hätten wir heute kein BSE-Problem, oder?

    Roth-Behrendt: BSE hat etwas mit Ethik zu tun. Daß man einem Pflanzenfresser, der niemals freiwillig tierisches Eiweiß essen würde, Tiermehl ins Futter mischt, das ist nicht ethisch. Daß wir eine solche industrielle Agrarwirtschaft haben, liegt zum einen an der verfehlten Landwirtschafts- politik. Es liegt aber auch an den Verbrauchern. Wenn ich im Supermarkt ein Kilo Rindfleisch für 12 DM kaufe, dann muß ich mir auch überlegen, wer davon leben muß: der Bauer, der Transporteur, der Schlachthof, der Zerlegebetrieb und am Ende der Supermarkt. Man kann nicht erwarten, daß diese Rinder glücklich draußen herumgelaufen sind.

    Tagesspiegel: Reichen die Maßnahmen im Kampf gegen BSE aus?

    Roth-Behrendt: Die Landwirtschaftsminister ­ auch aus Deutschland ­ haben erst in den Jahren 1993 und 1994 gehandelt, obwohl das Europäische Parlament schon seit 1988 über BSE spricht. Der Untersuchungsausschuß des Parlaments hat sehr klar ans Licht gebracht, daß es unter den Landwirtschaftsministern eine "Allianz des Verschweigens" gab. Die Minister hatten Angst, daß ihnen zu Hause die Märkte für Rindfleisch zusammenbrechen. Bestellte Auftragsgutachten von Wissenschaftlern haben bestätigt, daß die Sache nicht so schlimm ist. Die EU- Kommission hat getan, was die Minister von ihr verlangt haben. Die Maßnahmen, die dann ab 1995 ergriffen worden sind, gehen schon in Ordnung. Nur: Man hätte viel früher handeln müssen. Das ist das eigentliche Problem.


  • 25jährige Vegetarierin starb an CJD

    22.4.1998 (info-radio/dpa). Eine 25jährige Vegetarierin ist das jüngste britische Todesopfer der neuen Form der Creutzfeldt- Jakob- Krankeit (CJD), die als menschliche Variante des Rinderwahnsinns BSE gilt. Nach Angaben ihrer Familie hat Clare Tomkins aus der Grafschaft Kent seit 1985 kein Fleisch mehr gegessen.


  • Belgiens vierter BSE-Fall

    20.4.1998 (info-radio/ap/rtr). In Belgien ist ein vierter Fall von BSE aufgetreten, wie das Landwirtschaftsministerium in Brüssel am Montag mitteilte. Den Angaben zufolge hatte ein Bauer die Behörden darüber informiert, daß eine seiner Kühe unter verdächtigen Umständen verendet sei. Bei einer Untersuchung stellte sich heraus, daß die Kuh an der Rinderseuche BSE erkrankt war. Für die Herde von 82 Tieren wurde die Tötung angeordnet. Auf welche Art das erkrankte Tier infiziert wurde, ist nicht bekannt. Das Rind wurde vor vier Jahren auf dem Bauernhof in Westflandern geboren. Der erste BSE-Fall in Belgien wurde im Herbst vorigen Jahres entdeckt.


  • Neuer BSE-Fall in der Schweiz

    1.4.1998 (ap). In der Schweiz ist der dritte BSE- Fall bekannt geworden. Bei einer Kuh im Kanton Luzern wurde die Erkrankung Ende März diagnostiziert. Das Tier wurde getötet. Das Rind war noch vor dem Fütterungsverbot für Kadavermehl vom Dezember 1990 geboren worden. Seit dem erstmaligen Auftreten der BSE- Seuche im November 1990 sind damit in der Schweiz 267 Fälle registriert worden. 39 BSE- Fälle traten 1997 auf. In den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres waren noch 15 Fälle gemeldet worden.


  • Verbot auf 1999 vertagt

    31.3.1998 (tsp/ap/dpa). Die mächtige Landwirtschafts- Lobby hat sich mal wieder durchgesetzt. Das EU- Verbot für BSE- Risikomaterialien, das am 1. April in Kraft treten sollte, ist bis zum Ende des Jahres ausgesetzt. Das entschieden am Dienstag die EU- Landwirtschaftminister einstimmig. Sie verhinderten damit eine Verbesserung des Verbraucherschutzes. Sie forderten von der EU- Kommission, bis Juli einen neuen Vorschlag für ein Verbot von tierischen Material auszuarbeiten, von denen ein BSE- Risiko ausgehen könnte. Bis dahin werden Wissenschaftler und das Internationale Tierseuchenamt in Paris neue Risiko- Analysen zu BSE vorlegen. Die EU- Kommission hatte die Maßnahmen erstmals im Dezember 1996 vorgeschlagen. Im Juli 1997 setzte die Behörde sie in Kraft, da es im EU- Ministerrat zuvor zu einem Patt gekommen war. Vor allem Deutschland machte sich dagegen stark.


  • BSE-Kadaver vergraben?

    26.3.1998 (bbc/dpa). Die BBC berichtete heute in ihrem Programm "ToDay", daß seit der Einführung einer Abdecker- Gebühr in Höhe von 55 Pfund pro Tier immer mehr Bauern dazu übergehen, ihre toten Rinder und andere Tiere auf ihrem Land zu vergraben. Gesundheits- und Umwelt- Experten hatten sich entsetzt über diese Praxis geäußert. Der britische Landwirtschaftsminister Jack Cunningham schloß in einer ersten Reaktion aus, daß auch mit Prionen verseuchte Tiere auf diese Weise "entsorgt" werden könnten. Die Abdecker- Gebühr war auf der Höhe der BSE- Krise eingeführt worden. In der BBC berichteten mehrere Bauern, die anonym bleiben wollten, daß sich für sie die Abholung durch eine Abdeckerei nicht mehr lohne.


  • Wissenschaftler sehen Schuld für BSE-Krise bei britischer Regierung

    24.3.1998 (dpa/Iris Kallin). Immer mehr britische Wissenschaftler machen die frühere konservative Regierung für das große Ausmaß der BSE-Krise und die daraus entstandenen Gefahren für Menschen verantwortlich. Angst vor Kompensations- Zahlungen für kranke Rinder, Machtkämpfe in Ministerien und Verzögerungstaktik hätten zu der Epidemie geführt, bilanzieren die Forscher. Ein strenges Durchgreifen etwa bei dem Verbot verseuchter Futtermittel für Kühe hätte nicht in die Politik der Konservativen gepaßt, die so wenig Regulierung wie möglich anstrebten, kritisieren Experten bei der unabhängigen, von der Labour- Regierung eingesetzten richterlichen Untersuchung der BSE- Krise in diesen Tagen in London.

    Dabei hatten Wissenschaftler bereits 1988 vor einem zu sorglosen Umgang mit der Seuche gewarnt: Damals stellten sie fest, daß die Körper von an Rinderwahn erkrankten Kühen weiter für die Produktion von Lebensmitteln für Menschen und Futter für Tiere verwendet wurden. "Wir waren entsetzt, daß nur der Kopf entfernt, der Rest der Kuh aber weiterverarbeitet wurde", erinnert sich der Vorsitzende des ersten für die Regierung beratenden Komitees, Sir Richard Southwood. Kurze Zeit später sei die Zwangs- Schlachtung kranker Tiere eingeführt worden ­ jedoch erst zwei Jahre nachdem Tierärzte der Regierung die Existenz von BSE erstmals zugegeben hatten. Zwar sei auch die Verwendung Futter aus verseuchtem Tiermehl verboten worden. Das Landwirtschaftsministerium hätte dies jedoch erst ab 1993 streng kontrolliert. "Dadurch wurde die Epidemie um beinahe fünf Jahre verlängert", ist Southwood sicher.

    Einer der ersten Kritiker der Regierung, der Mikrobiologe Richard Lacey, macht deshalb unter anderem das Landwirtschaftsministerium für die Verschleppung verantwortlich. Dort habe man "Geheimniskrämerei" betrieben, sei nicht offen mit notwendigen Maßnahmen umgegangen. Besorgnis von Wissenschaftlern wie die Vermutung, daß BSE von Muttertieren auf Kälber übertragen werden könne, sei von offizieller Seite einfach übergangen worden. Diese Übertragung ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen.

    Bewegende Szenen spielten sich bei der Anhörung unter Vorsitz von Richter Sir Nicholas Phillips ab, als ein Vater den körperlichen und geistigen Verfall seiner an der neuen Form der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (nvCJD) erkrankten Tochter beschrieb. Die Hinweise mehren sich, daß der Verzehr von BSE- verseuchtem Fleisch die neue Variante aulöst. Da Clare Tomkins seit 1985 Vegetarierin ist, gehen Forscher davon aus, daß die heute 24jährige die Krankheit zwölf Jahre oder länger vor dem Ausbruch 1996 in sich trug. Sie ist erblindet, ans Bett gefesselt und und wird rund um die Uhr betreut. Bisher sind 23 Menschen in Großbritannien an nvCJD gestorben.

    Der Richter hatte Tomkins Aussage bewußt an den Anfang der BSE- Untersuchung gestellt, um die Bedeutung der Tierepidemie für Menschen zu betonen. Der 60jährige leitet die in Umfang und Offenheit einmalige Untersuchung über die Ursachen der Seuche und die Ereignisse bis zum März 1996, als die damalige Tory- Regierung eine Verbindung zwischen BSE und der nvCJD beim Menschen zugegeben hatte. Mehr als 300 Minister, Staatssekretäre und Beamte und über 100 Wissenschaftler sollen gehört werden. Zeugen- aussagen, Hintergründe und Statistiken werden zeitgleich im Internet veröffentlicht. Mitte nächsten Jahres soll das dreiköpfige Komitee einen Bericht vorlegen.


  • Exportverbot gelockert

    16.3.1998 (ard-135/info-radio). Die EU-Landwirtschaftsminister haben heute das 1996 wegen der Rinderseuche BSE verhängte Exportverbot für britisches Rindfleisch gelockert. Irische Rinder aus garantiert BSE-freien Herden dürfen demnach wieder exportiert werden. Nur Deutschland und Belgien haben gegen die Lockerung gestimmt. Experten halten die Kontrolle für sehr schwierig, so daß demnächst durchaus mit neuen Export- Skandalen zu rechnen sei. [mehr]

    17.3.1998 (khd/rtr). Auch wenn Gesundheitsminister Seehofer sich heute bemüßigte daraufhinzuweisen, daß das Exportverbot vorerst de-facto bestehen bleibe, ist die Entscheidung der wenig Wissenschafts- kompetenten EU- Landwirtsschaftsminister ein Schlag gegen den vorbeugenden Schutz der Verbraucher. Wir haben doch gelernt, daß bisher alle BSE- Kontrollen versagt haben. Die Dokumentationen [1993­1997 und 1997­1998] belegen das klar und deutlich. Wie wollen denn Borchert (CDU) und Seehofer (CSU) garantieren, daß nun wirklich "wirksame Kontrollen" stattfinden? Immerhin sind doch in Nordirland 1.800 BSE- Fälle registriert worden. Auch gibt es doch noch immer keinen Schnelltest, mit dem sich Fleisch lückenlos auf BSE- Befall testen ließe. Und die Fleisch- Mafia wird natürlich erneut Wege finden, auch britisches Rindfleisch über das nunmehr EU- legalisierte "Loch" Nordirland auf den lukrativen Weltmarkt zu bringen. Nein, für eine Lockerung des Exportverbots ist es noch viel zu früh.


  • Belgiens 2. BSE-Fall

    10.3.1998 (dpa). In Belgien ist ein zweiter Fall von BSE entdeckt worden. Das an der Seuche erkrankte Rind stamme aus einem Milchbetrieb in der Gemeinde Ruddervoorde in Westflandern, teilte das belgische Landwirtschaftsministerium am Dienstag mit. Die Kuh wurde dort Ende 1992 geboren, auch das Muttertier sei in diesem Betrieb zur Welt gekommen. Wegen auffälligen Verhaltens der Kuh wurden die Veterinärbehörden bereits am 18. Februar informiert. Das Tier wurde getötet und bis auf den Kopf verbrannt. Drei Untersuchungen ergaben zweifelsfrei, daß es sich bei der Erkrankung um BSE handelte.

    Sämtliche 48 Rinder des Betriebes sollen nun getötet und vernichtet werden. Bei den erwachsenen Tieren, die älter als zwei Jahre sind, wurden Untersuchungen angeordnet. Zudem soll geklärt werden, welche Tiere den Betrieb verlassen haben. Auch die mögliche Verfütterung von Tiermehl soll geklärt werden. Der erste BSE- Fall in Belgien war im vergangenenen Jahr in einem kleinen Betrieb in Mean (Provinz Namur) entdeckt worden. Das Tier war entgegen den Vorschriften zu Tiermehl weiterverarbeitet worden. Bislang hat es BSE- Fälle in Großbritannien, Portugal, der Schweiz, Irland, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland gegeben.


  • Exportverbot bleibt

    4.3.1998 (info-radio/rtr). Die Veterinär- Experten der EU haben sich klar gegen eine Lockerung des Exportverbots für britisches Rindfleisch ausgesprochen. Bei einer Sitzung hätten nicht genug Teilnehmer für eine Lockerung gestimmt [Ed: seit wann kann man über wissenschaftliche Erkenntnisse abstimmen?]. Die obersten EU- Veterinäre hätten sich nicht auf einen britischen Plan einigen können, nach dem ein begrenzter Rindfleisch- Export aus Nordirland gestattet werden sollte. Großbritannien hatte argumentiert, durch eine Datenbank in Nordirland lasse sich garantieren, daß nur Rindfleisch aus BSE-freien Herden ausgeführt werde. [mehr] [Freigabe ab 1.6.1998]


  • Warnung vor Gelatine

    23.2.1998 (dpa). Rinderknochen aus Gebieten mit einem hohem BSE- Risiko sollen nicht mehr für die Herstellung von Gelatine verwendet werden dürfen. Zu dieser Einschätzung kamen jetzt Wissenschaftler des EU- Regelungsausschusses. Bei Rindern aus Gebieten mit geringer Gefahr für das Auftreten der Rinder- seuche sollten die Knochen gründlich von BSE- Risikomaterialien wie Hirn und Rückenmark gereinigt werden. Für die Talg- Produktion sehen die Wissenschaftler geringere Probleme als bei der Gelatine. Dem Ausschuß gelang es jedoch nicht, das BSE-Risiko für bestimmte Gebiete geographisch anzugeben. Als garantiert BSE-frei gilt derzeit nur Neuseeland.


  • BSE-verseuchtes Trinkwasser?

    20.2.1998 (bbc/dpa). BSE-infiziertes Fleisch könnte nach Ansicht eines britischen Neurologen das Trinkwasser in der Grafschaft Kent verdorben und so Menschen angesteckt haben. Eine Fabrik bei Canterbury habe im Auftrag der Regierung viele Tonnen potentiell verseuchten Rindfleisches entsorgt, sagte der Neurologe Alan Colchester heute im britischen Radiosender BBC. Fünf der 25 Menschen, die bisher an nvCJD gestorben seien, lebten in dieser Grafschaft. Zwei weitere hätten Verbindungen dorthin gehabt, sagte Colchester, der einige der CJD-Patienten behandelt hat.

    Die Reste von infizierten Tieren hätten vor einigen Jahren auf dem Fabrikgelände "herumgelegen". Infiziertes Material von kranken Rindern könne jahrelang in der Umwelt überleben. Die von der Regierung eingesetzte unabhängige Kommission, die den BSE- Skandal untersuchen soll, werde auch die Möglichkeit der Ansteckung über das Trinkwasser untersuchen. Der Manager der Anlage, David Richardson, gab inzwischen zu, daß "rohes Material" auf dem Gebiet gelagert habe, bevor er 1994 dort angefangen habe. Es habe damals keine geregelte Abwasserentsorgung gegeben. Die Mid Kent Wasser- Gesellschaft sagte, ihre Tests hätten bewiesen, daß das Wasser sicher sei.


  • BSE in Portugal

    10.2.1998 (info-radio/dpa). Auch in Portugal sind möglicherweise Fälle von Übertragungen von BSE auf den Menschen aufgetreten. Wie die portugiesische Gesundheitsministerin Maria de Belem da Roseira heute in Lissabon mitteilte, leiden zwei Portugiesen an CJD. In beiden Fällen bestehe die Möglichkeit, daß BSE- verseuchtes Rindfleisch die tödliche Krankheit ausgelöst habe. Ob es sich aber um eine BSE- Übertragung handele, könne mit Sicherheit erst nach dem Tode der Erkrankten bei einer Autopsie der Leichen festgestellt werden. Die Identität der Betroffenen wurde geheim gehalten. Portugal war nach Großbritannien und der Schweiz das Land in Europa, in dem die meisten Fälle des Rinderwahns aufgetreten waren. Seit 1990 wurden 67 Fälle registriert. Rund 2.000 Rinder wurden getötet. Das Landwirtschafts- ministerium ordnet heute die Tötung von weiteren 500 Tieren in Südportugal an. Die Rinder waren mehrere Monate lang mit einer BSE- infizierten Kuh in Kontakt gewesen.


  • Frankreichs 33. BSE-Fall

    8.2.1998 (info-radio/dpa). In den französischen Alpen ist jetzt der 33. Fall von Rinderwahnsinn (BSE) seit dem Bekanntwerden der Seuche 1990 entdeckt worden. Die Herde aus dem Departement Haute-Savoie, zu der die Milchkuh gehört, soll getötet werden. Bisher sind in Frankreich die BSE-Fälle vor allem in den Regionen im Norden und Westen aufgetreten, in die Ende der 80er Jahre große Mengen britischen Tiermehls exportiert wurden.


  • 1997: 10 CJD-Tote

    4.2.1998 (tsp/ap). An der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (nvCJD) sind in Großbritannien 1997 zehn Menschen gestorben. Das teilte das Gesundheits- ministerium in London am Montag mit. Die Zahl der Opfer der mit der Rinderseuche BSE in Verbindung stehenden tödlichen Gehirnkrankheit stieg damit auf 23 seit 1995.


  • Abnahme der BSE-Fälle

    3.2.1998 (rtr). Nach Angaben der britischen Behörden habe der Rinderwahn seinen Höhepunkt überschritten. Die Zahl der BSE-Erkrankungen bei Rindern falle rasch, teilte heute John Pattison vom wissenschaftlichen BSE-Beirat der Regierung in London mit. Es bestehe die Hoffnung, daß sich die Situation weiter verbessere. Im vergangenen Jahr seien 4.197 Tiere neu erkrankt nach noch über 8.000 im Jahr 1996. Höhepunkt war nach Angaben des Agrar- Ministeriums 1992 mit über 36.000 BSE-Fällen. Für 1998 wird nur noch mit 1.700 neuen Fällen gerechnet.


  • Gen bestimmt Inkubationszeit bei BSE und CJD

    27.1.1998 (cnn/dpa). Die Frage der unterschiedlich langen Inkubationszeit bei Prionen- Erkrankungen scheint geklärt. Eine winzige genetische Variation im Erbgut des Opfers entscheidet offenbar darüber, ob Prionen- Infektionen wie der Rinderwahnsinn (BSE) und die Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (CJD) bei Tier bzw. Mensch schon nach Jahren oder erst nach Jahrzehnten zum Tode führen. Das belegte jetzt die schottische Wissenschaftlerin Jean Manson vom Institute of Animal Health in Edinburgh im Tierversuch.


  • 111 CJD-Fälle in Hongkong?

    22.1.1998 (afp/dpa/rtr). Der weltweite Export des britischen Blutpräparats "Amerscan Pulmonate Two" hat nun vermutlich doch böse Folgen. Denn in Hongkong sind möglicherweise durch dieses Lungen- Diagnosemittel Dutzende von Menschen mit der tödlichen Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (CJD) infiziert worden. Das Gesundheitsamt der chinesischen Sonderverwaltungsregion teilte heute mit, daß es unter 111 CJD- Verdachtsfällen bereits sieben Tote gegeben habe. Die Behörden haben inzwischen das Diagnosemittel aus dem Verkehr gezogen, das mit den Erregern der CJD (Prionen) verunreinigt ist. Das Mittel enthält in geringen Mengen das Bluteiweiß Albumin, das unter anderem aus dem Blut eines später an CJD verstorbenen Spenders bei der britischen Herstellerfirma Nycomed Amersham gewonnen worden war. Es war unter anderem auch nach Deutschland geliefert worden und hatte im Dezember für erhebliche Aufregung gesorgt. In Europa wurde das Mittel bereits am 18. November 1997 zurückgezogen.


  • Tödliches Hormonpräparat

    10.1.1998 (afp). Die bisher einzige in Frankreich registrierte Erkrankung an nvCJD haben jetzt französische Forscher mit einer speziellen Hormonbehandlung in Verbindung gebracht. Im Magazin "Lancet" erläutert Jacques Verdrager, daß der inzwischen verstorbene Kraftsportler durch Injektionen mit BSE- infiziertem Somatotropin, einem aus der Hirnanhangdrüse von Rindern stammenden Wachstumshormon, mit CJD angesteckt worden sei. Somatotropin fördert die Proteinsynthese und wird auch als Anabolika verwendet [Ed: beim Doping?].


  • Schneller BSE-Nachweis

    28.12.1997 (info-radio/ap). Forscher aus San Francisco haben einen schnelleren und zuverlässigeren BSE- Nachweis entwickelt. Wie die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichteten, setzten sie für den verbesserten Test genetisch veränderte Mäuse ein, die besonders empfindlich auf die Krankheit reagieren. BSE- Anzeichen zeigen sich bei ihnen bereits nach 120 Tagen. Mit dem Testverfahren könnten unter anderem Nahrungsmittel, Arzneien und Kosmetika, die unter Beigabe von Rinder- Produkten hergestellt werden, besser vor Prionen- verseuchtem Material geschützt werden.



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