RISIKO BSE

 

Was verursacht BSE?

Bei tierischen wie menschlichen "Hirnschwämmen findet man nahe den Löchern kleine Fasern, die zu Flocken (Amyloide) verklumpen können. Die Flocken bestehen dabei aus der falsch-gefalteten Form eines normalen, körpereigenen Eiweißes (griech = Protein), dessen Funktion jedoch noch nicht bekannt ist. Vieles spricht dafür, dass der Erreger von BSE und verwandten Erkrankungen mit dem krankhaft, veränderten Eiweiß identisch ist, weshalb man es auch Prion (für infektiöses Protein) getauft hat. Wie allerdings die Umwandlung von der normalen in die gefährliche Form von statten geht, weiß bislang niemand. Auch hat das Prion so ungewöhnliche Eigenschaften, dass noch viele Fragen offen sind. Hierzu gehört die Resistenz gegen extreme Hitze und Druck (über 120° bei 3 bar), und eiweißspaltende Enzyme (Proteasen). Für die Theorie der Prionenkrankheiten (Science, 21.10.97) erhielt der amerikanische Neurologe Stanley Prusiner den diesjährigen Nobelpreis für Medizin.

Ist BSE übertragbar?

Obwohl die Ursache der Krankheit noch umstritten ist, können nicht nur Rinder mit BSE infiziert werden, sondern auch Schafe, Ziegen, Schweine, Katzen und Affen. Neurere Untersuchungen an Mäusen (Nature, 02.10.97) haben eindeutig Indizien dafür geliefert, dass die Rinderseuche grundsätzlich auch auf den Menschen übertragbar ist.

Innerhalb der letzten zwei Jahre sind 23 Menschen (22 Briten, 1 Franzose) an einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Demenz (vCJD) gestorben, die sich durch die Krankheitsdauer und das Alter der Patienten wesentlich von der klassischen Form unterschied: Während normale CJD-Patienten im Mittel mit 60 Jahren erkrankten, lag das Durchnittsalter bei der neuen Variante bei 29 Jahren! Glücklicherweise ist BSE keine Krankheit, die durch Tröpfcheninfektion (wie z.B. beim Schnupfen) übertragen wird. Damit die Rinderseuche weitergereicht wird, muss infektiöses Material (v.a. Gehirn, Rückenmark, und Innereien) aufgenommen werden. Die Dosis der Erreger entscheidet dabei über das Risiko an BSE (= vCJD) zu erkranken.

 

Was tun?

Das Risiko, dass Sie sich unwissentlich mit BSE-haltigem Material in Deutschland infiziert haben ist wahrscheinlich
sehr gering. Trotzdem sind sich die Experten unsicher, weil die Inkubationszeiten 5-10 Jahre betragen. Die
Schätzungen reichen von wenigen bis 20.000 Patienten, die an der neuen CJD-Variante in den nächsten Jahren
weltweit erkranken könnten.
Trotzdem ist es nicht verkehrt, nach der Herkunft seines Steaks oder seiner Wurst zu fragen und vorläufig den Verzehr
von Rinderinnereien einzuschränken. Viele Menschen haben aus dem mangelnden Verbraucherschutz bereits Konsequenzen
gezogen und ihren Rindfleischkonsum verringert.

Datum: 04.11.1997
Quelle:Westdeutsche Rundfunk